Es gibt zwei Möglichkeiten, das Leben zu sehen. Die erste ist die gewohnte: Wir nehmen mit unseren Sinnen wahr. Wir sehen, was sich ausserhalb von uns ereignet und abspielt. Wir erkennen die Unterschiede. Das Helle ist nicht das Dunkle, das Schöne ist nicht das Hässliche, das Eine ist nicht das Andere. Alles ist voneinander getrennt und scheint wenig miteinander zu tun zu haben. Wir sehen das, was sich ereignet. Wir hören die Geräusche. Es ist das Wahrnehmen von dem, was offensichtlich ist, weil es sich sichtbar abhebt und augenfällig ist. Je unruhiger und lauter das ist, desto mehr nehmen wir es auch wahr.

Aber es gibt auch noch eine andere Sichtweise. Sie hat nichts mit unseren Sinnen zu tun. Vielleicht könnte man sagen, es geht mehr um unsere Intuition. Auf diese Weise können wir nicht nur das wahrnehmen, was sich ereignet, sondern wir empfinden dann auch in gewisser Weise das Verbindende und Umfassendere zwischen den Dingen. Das, was nicht offensichtlich, aber trotzdem da ist. Das, was nicht trennt, sondern verbindet. Dies wahrzunehmen ist die andere Sichtweise. Sie ist subtiler und hat nichts mit unseren Sinnen zu tun, die aufgrund ihrer Funktionsweise nur Trennendes erkennen können. So nimmt unser Auge vielleicht die oberflächliche Schönheit von etwas wahr, aber unsere Intuition versteht auch, woher Schönheit kommt, was ihr tieferer Hintergrund ist und wie sie mit allem zusammenhängt – und dadurch erhält sie eine ganz andere Intensität und Wahrheit. Diese Sichtweise erlernen wir durch Achtsamkeit und Ruhe. (Mehr dazu auf der Seite „Zen im Alltag“)

Die Sinne helfen uns, um zu agieren, aber die Intuition, dieses tiefere und subtilere Wahrnehmen, hilft uns, um zu verstehen. Das eine ist nicht besser als das andere, sie sind die beiden Seiten derselben Medaille. So nehmen wir das wahr, was geschieht, aber wir empfinden gleichzeitig auch das, was die Basis allen Geschehens ist: Den stillen Grund der Harmonie von allem.